SS Jaguar 100 3,5-Litre Roadster "Prinz Nikolaus" (VIN 39070)

Im Mai 1938 wurde ein Chassis (VIN 39070) des SS Jaguar 100 nach Rumänien verschifft. Bestellerin war die Mutter von König Carol. Der noch zu erstellende Wagen war als Geschenk für ihren Sohn Prinz Nikolaus. Dieser war begeisterter Rennsportler und überdies mit dem Mechaniker und Bugatti-Rennfahrer Jean Calcianu befreundet. Letzterer versprach ihm denn auch einen sportlichen und attraktiven Aufbau für das Chassis zu entwerfen, welche schließlich bei der Karosseriebau rma Leonida & Co gebaut wurde.

Ende der 30er Jahre drehte sich der politische Wind in Rumänien gegen das Königshaus, was dazu führte, dass ein Freund des Prinzen und Fluglehrer der Air Force, Captain Cula den Jaguar 100 versteckte. Das Schicksal wollte es jedoch, dass der Prinz kurz darauf bei einem Flugunfall ums Leben kam. Dies wiederum führte dazu, dass irgendwann nur noch seiner Witwe der Verbleib des Autos bekannt war.

Etwas später bemühte sich ein Anwalt um die Regelung der Angelegenheiten des verstorbenen Prinzen, woraus sich eine Affäre der Witwe mit dem Anwalt entwickelte. Später konnte oder wollte die Witwe den Anwalt jedoch nicht für seine (anwaltlichen) Dienste bezahlen, weshalb dieser letztlich den Wagen als Ersatz erhielt.

Das nächste Kapitel in der bewegten Geschichte des Wagens schrieb dann ein windiger Bukarester Händler namens Calcianu, der mit Hilfe der Mafia den Anwalt um den königlichen Wagen erleichterte, nachdem er dessen Wert erkannt hatte. Calcianu fuhr den Wagen anschließend regelmäßig selbst, was zu viel Rummel bei Stopps in der Stadt und diversen Angeboten der örtlichen Weiblichkeit geführt hat. Dies wiederum passte seiner Braut nicht, die ihn schließlich aufforderte sich für den Wagen oder sie zu entscheiden. Erstaunlicherweise viel die Entscheidung gegen den Jaguar aus, was zu einem erneuten Eigentumsübergang führte.

Neuer Eigentümer war ein gewisser Dr. Viorel Pop aus Hunedoara. Das nächste Kapitel wurde erst im Jahr 2000 aufgeschlagen, als ein Philip Scott den Wagen wohl für einen ungarischen Händler zum Kauf anbot. Die Umstände, die den Wagen nach Ungarn verschlagen hatten, sind nicht öffentlich bekannt. Später wurde das Auto vom Auktionshaus Coys mit der neuen englischen Registrierung "WLD 100" versteigert.

Der neue Eigner ließ #39070 umfangreich und zu höchsten Standards bis 2011 restaurieren. 2018 wurde der Wagen dann auf der Techno Classica zu happigen EUR 1.077.000,- zum Kauf angeboten. Historisch ist noch zu vermerken, dass #39070 eins von nur 6 als nacktes Chassis ausgelieferten Fahrzeugen war, welches eine Fremd-Karosserie erhalten hat.